Der Musikjournalist Henning Lühr über T.basco

Past now tomorrow

 

Irgendwann, wenn nicht gar die ganze Zeit, sind wir doch alle auf der Suche nach Musik, die ein Stück Identität und eine tiefe persönlichen Umarmung verspricht, mitsamt dem wohligen Prickeln der ersten Begegnung mit dem Song. Oft verläuft diese Suche, wenn auch nach kurzer rachitischer Begeisterung, im Sande. Die Zeitfenster saisonaler Popularität werden eben immer kürzer. Aber es gibt ihn trotz allem, den wahrhaft zeitlosen Pop, dem es egal ist, wann man ihm begegnet. Jan Kubon und Burkhard Schmidt gehören zu denen, die ihn bewahren. Zwei grundsympathische Musiker ohne Allüren. Keine Fassade, wenig Fotos und kaum persönliche Inszenierungen. Sänger und Songschreiber Kubon ist ein verkappter Spinner mit großerSeele, der sich nie scheut in offenherzigen Gefühlsbekundungen die Hose runter zu lassen. Ein Geschichtensammler, der allem seine Aufmerksamkeit schenkt. Mit Burkhard Schmidt am Piano hat Kubon längst den musikalischen Partner an seiner Seite, der längst mehr ist als nur Begleitung. Das nennt man dann wohl kongenial. Nach dem emotional starken und wunderschönem

 2006er Debüt „Songs from the mobile home“ legen T.Basco nun nach. Längst überfällig, mag man meinen. Dabei hatten beide eigentlich schon längst die Songs für einen Nachfolger im Kasten. „Songs about girls, fallen angels and other creatures of the night” sollte das Album heißen. Letztendlich blieb es aber nur bei einem Programm und einer Tour gleichen Namens. Kubon war schlichtweg nicht zufrieden, das bestmögliche sollte es werden, nicht nur ein Album um des Albums willen. Also noch einmal zurück auf Start. Zusammen mit dem Musiker und Produzenten Zwiebel aka Gerald Frisco (HEARTDISCOrecords) dampfte Kubon einfach alle Songs noch einmal ein und schrieb und arrangierte sie einmal und immer noch einmal neu, nicht ohne jedoch die Knochen der alten Songs dabei wiederzuverwerten und neu aufzupolieren. Bei den Aufnahmen wurde dabei das Studio kurzerhand in den Saal des alten Magdeburger Oli- Kinos verlegt, um dort live Streicherpassagen aufzunehmen. Letztendlich heraus gekommen ist ein Patchwork- Produkt, das aber nicht eine Note lang danach klingt. Und da schließt sich dann auch der Kreis zum Albumtitel, „past now tomorrow“. Und da schnell klar war, dass eine Live- Umsetzung dieser Songs im bisherigen Duett- Rahmen nahezu unmöglich ist, stehen Kubon und Schmidt nunmehr auch Hagen Muster (Mats Olson Trio) an der Gitarre und Steffen Wilhelmi (Once upon a rooftop) am Schlagzeug zur Seite. Die zweiten Stimmen auf dem Album übernahmen im Übrigen Jana Halbritter (Mohnblau) und Christoph Schönefeldt (Begbie). Okay, soweit zu den Fakten. Und der Rest ist… Pop! Ja, T.Basco paaren heuer ihre gewonnene Melancholie und Schwere hörbar mit IndiePop, wenn auch auf dem lieb gewonnenen Fundament aus Americana, alt. Country und Folk. Und das alles ohne Angst oder falsche Scham vor etwaigem Sing- along- Potential. Dabei lassen die T. Basco Songs noch immer viel Platz für eigene Projektionen und sind neben der musikalischen Gefangennahme auch schon allein deshalb ganz hinterlistige Fallensteller. Aufmerksamkeit wecken, Sicherheit vorgaukeln, und – zackbumm – sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Die T.Basco Melancholie ist jedoch keine von der von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit zerfressenen Sorte. Im Gegenteil, einzelne Songs auf „past now tomorrow“ kommen sogar ungewohnt beschwingend schwermütig, wenn nicht gar regelrecht euphorisch daher. Oder werden von einem Streben nach einem Zustand der Ruhe und des Friedens geprägt. Melancholische Songs die nicht fremdeln, aber auch nicht billig zu haben sind. Vor allem aber bedürfen sie auch 2011 noch immer keiner Zelebrierung. Weder durch aufgetragenen Bombast, noch mittels künstlicher Verhüllung. Ihr bloßes Hören ist Ereignis genug. Das Album ist lebendig und persönlich, einfach aufregend unaufgeregt in einer Welt voll heißem Scheiß. (Henning Lühr)